Wuhan-Affäre: Drosten weiter unter Beschuss
Christian Drosten steht in der Affäre um den Laborursprung von SARS-CoV-2 weiter unter schwerem Beschuss. Nachdem der Virologe versuchte sich gegen die schweren Vorwürfe der Vertuschung zur Wehr zu setzen, holte sein Kontrahent Roland Wiesendanger nun erneut aus.

Christian Drosten habe versucht zu vertuschen, dass das Coronavirus SARS-CoV- 2 künstlich in einem Labor im chinesischen Wuhan geschaffen wurde. Nichts geringeres wirft der Nanowissenschaftler Roland Wiesendanger dem Starvirologen und Regierungsberater Deutschlands in Sachen Corona vor. Drosten habe die "Medienwelt und Politik in die Irre geführt" und sei an einer Vertuschungsaktion ungeheuren Ausmaßes beteiligt.
Wiesendanger wartete bereits Anfang des Jahres 2021 mit einer Studie auf, die einen Laborunfall in Wuhan als Ursprung des Erregers identifizierte und kritisierte gleichzeitig die sogenannte Gain-of-Function-Forschung (GOF) an der auch der US-amerikanische Staatsvirologe Anthony Fauci teilnahm und diese sogar finanziert hatte.
In einem Brief, der im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde, unterzeichnete Drosten zusammen mit mehr als 20 anderen Forschern eine Stellungnahme, die eine Laborthese ins Reich der Verschwörungstheorien verbannte. Problem für Drosten an der Sache: Laut Wiesendanger unterschrieb er den Brief wider besseren Wissens, denn Drosten habe sich dadurch selbst einer Verschwörung schuldig gemacht.
Der Charité Virologe bezog zu den Vorwürfen nun Stellung und stellte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung klar, dass er sich immer "für beide Möglichkeiten" also Zoonose oder künstlicher Ursprung offen gezeigt habe. Drosten fuhr fort:
"Ich habe nur immer auch dazugesagt, weshalb ich einen natürlichen Ursprung des Virus aus dem Tierreich aus belegbaren Gründen für wahrscheinlicher halte."
Er sei über die fragwürdige Forschung an den Viren im Labor nicht informiert gewesen und habe den Brief im Lancet unterschrieben um für seine Kollegen "die Hand ins Feuer" zu legen. Er nannte die Vorwürfe Wiesendangers und anderer Kritiker "unqualifiziert" und teils ungeheuerlich, den Nanoforscher bezichtigte Drosten auf seinem Twitter-Kanal als "Extremcharakter".
Aber Wiesendanger lässt sich nicht abschütteln. In einem Interview mit der Welt untermauerte der Professor noch einmal seine These vom Laborursprung des Virus. Aufgrund der Gensequenz des Erregers deute alles darauf hin, dass "hier Coronaviren an menschliche Zellrezeptoren angepasst wurden" und auch die eingepflanzte Furinspaltstelle habe es SARS-CoV-2 ermöglicht, leichter in die menschlichen Zellen einzudringen. Es sei nicht mehr zu bestreiten, "dass es zu einer koordinierten Verschwörung gekommen ist, aber in umgekehrter Richtung, als wir das bislang eben immer kommuniziert bekommen haben". Wiesendanger beruft sich hierbei auf die veröffentlichten E-Mails des Dr. Fauci und warf den Protagonisten vor, dass es eine Verschwörung dahingehend gegeben habe, "dass die Labortheorie eben ausgeschlossen werden sollte, um letzten Endes von den großen Gefahren der sogenannten Gain-of-Function-Forschung, die in Wuhan durchgeführt wurde, abzulenken."
Es gehe laut Wiesendanger nicht um die Diskussionen und kleinlichen Auseinandersetzungen zwischen Forschern sondern "um die größte Bedrohung der Menschheit", denn mit der GOF könnten auch Viren gezüchtet werden, die eine Todesrate von 50 Prozent verursachen würden. Dann würden wir hier nicht mehr von Millionen Toten sprechen, was schon schlimm genug ist sondern von Milliarden Opfern. Die Experimente könnten "Ebola- oder Nipah-Viren […] über Luft übertragbar zu machen" so der Nanoforscher.
Wiesendanger kritisierte ferner, dass sich Drosten in der Vergangenheit regelmäßig gegen eine Regulierung der GOF ausgesprochen habe und verwies dabei auf seine Mitgliedschaft der Initiative "Scientists for Science", denn "Herr Drosten wiederum war langjähriger Vertreter einer Initiative, die sich gegen staatliche Regulierungen dieser hochrisikoreichen Forschung gewandt hat."
Es gehe jetzt um Verantwortung bezüglich der gefährlichen GOF-Forschung und die Menschen müssen sich mit dieser über ihnen schwebenden Gefahr auseinandersetzen, so der Physiker. Denn schließlich gehe es um nichts weniger als um die "Frage der Menschheit und deren Überleben". Wiesendanger erklärte in einem anderen Interview zum Thema, die GOF-Forschung könnte zu einem Tschernobyl der Virologie führen wenn weiter so unreguliert damit umgegangen wird.
Quellen:
(2) Science, not speculation, is essential to determine how SARS-CoV-2 reached humans - ScienceDirect
(4) https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/drosten-coronavirus-ursprung-labor-1.5524513
(5) https://www.youtube.com/watch?v=zFbYCS4heHk