Ukraine: Solange Blockade von Getreideexport bis der Westen die gewünschten Waffen liefert
Hohe ukrainische Funktionäre haben offen zugegeben, dass sie solange den Export von Getreide aus der Ukraine blockieren werden bis der Westen dem Land bestimmte Waffen liefert. Hierzulande hört man aber ständig, dass die Russen daran Schuld seien, dass die Ukraine hier aber erpresserisch vorgeht, wird natürlich nicht berichtet.

Foto: pixabay.com
Russland würde den Hunger als Waffe benutzen und die Getreidelieferungen aus der Ukraine in den Westen blockieren. So oder so ähnlich berichten seit Wochen die Medien über die bevorstehende Hungerkatastrophe aufgrund des fehlenden Weizens aus der Ukraine. Doch die Wahrheit ist eine ganz andere. Die Ukraine verhindert seit einigen Wochen den Getreideexport per Schiff, weil sie die Häfen in der Ukraine mit Seeminen zugepflastert haben, Russland will diese Minen räumen und arbeitet dabei mit der Türkei zusammen. Zudem haben die Russen noch kein einziges Frachtschiff daran gehindert, Getreide über das Schwarze Meer zu transportieren.
Vor einer Woche garantierte zudem der russische Präsident Vladimir Putin, den Export von Getreide nicht zu behindern und er hat dem Westen sogar angeboten, bei der Ausfuhr zu helfen. Von diesem bemerkenswerten Interview, in dem Putin dem Westen "Dummheit" vorgeworfen hat, wurde hierzulande nicht wirklich und wenn dann, nur bruchstückhaft berichtet.
Regierungsvertreter der Ukraine erzählen eine andere Geschichte
Hohe Funktionäre der Ukraine erzählen zu den stockenden Getreideexporten aber eine ganz andere Geschichte. Demnach verhindert die Ukraine selbst die Ausfuhr der Ware, das gab der ukrainische Botschafter in der Türkei am 7. Juni 2022 offen zu und einen Tag später bestätigte auch der Vorsitzende des Sicherheitsrats der Ukraine, dass das Land solange kein Getreide liefern werde, bis man die geforderten Waffen vom Westen bekommt. Kiew fordert vom Westen moderne Anti-Schiffsraketen und ebenfalls am 8. Juni 2022 bestätigte der Außenminister der Ukraine das erpresserische Vorgehen seines Landes.
In den deutschen "Qualitätsmedien" finden sich ungeachtet der offiziellen Erklärungen ukrainischer Funktionäre aber folgende Sätze, wie diese hier im ehemaligen Nachrichtenmagazin Spiegel:
„Der russische Außenminister behauptet in Ankara, bei einem Seekorridor helfen zu wollen, um Getreide aus der Ukraine zu exportieren. Doch vieles spricht dafür, dass Moskau die Welt lieber weiter erpresst.“
Geschrieben wurde der betreffende Artikel von einer extrem russlandfeindlich eingestellten Dame, die im weiteren Verlauf des Berichts urteilt: „Weil auf den ukrainischen Weizen vor allem arme nordafrikanische und arabische Länder angewiesen sind, dringen auch die Vereinten Nationen auf eine rasche Lösung der Blockade, um Hungerkrisen zu vermeiden.“ Afrika benötigt eine schnelle Lösung der Krise, das stimmt aber was sie nicht schreibt ist, was der Präsident des Senegal Macky Sall, der gleichzeitig aktueller Präsident der Afrikanischen Union ist, vier Tage vor Erscheinen des Spiegel-Artikels bei seinem Treffen mit Putin gesagt hatte:
„Die Sanktionen gegen Russland haben diese Situation noch verschärft und jetzt haben wir keinen Zugang zu Getreide aus Russland, insbesondere zu Weizen aus Russland. Und vor allem haben wir keinen Zugang zu Düngemitteln, denn die Situation war schon schwierig und ist jetzt noch schwieriger geworden, was sich auf die Ernährungssicherheit in Afrika auswirkt.
Ich habe gerade heute Morgen mit meinem Kollegen von der Kommission der Afrikanischen Union gesprochen und ihm gesagt, dass es zwei Hauptprobleme gibt – die Krise und die Sanktionen. Wir müssen zusammenarbeiten, um diese beiden Probleme anzugehen, damit Lebensmittel, insbesondere Getreide und Düngemittel, von den Sanktionen ausgenommen werden.“
Sall beschwerte sich hier ausdrücklich über die Sanktionen gegen Russland und nicht über den ausbleibenden Export von Getreide aus der Ukraine. Das größte Problem für Afrika sei laut Sall nämlich der fehlende Weizen aus Russland, dem drittgrößten Exporteur von Weizen hinter China und Indien. Die Krise sei durch die Sanktionen provoziert worden und die Afrikaner fordern daher Lockerungen der Sanktionen gegen Moskau um die drohende Hungerkatastrophe auf dem Kontinent noch irgendwie in den Griff zu bekommen.
Der Spiegel-Artikel geht auf Salls Aussagen aber gar nicht ein, sondern behauptet stattdessen, „dass Moskau seine Kontrolle über den Weizen und andere Agrargüter ganz bewusst benutzt, um die Weltgemeinschaft zu erpressen, ist seit Langem offensichtlich.“ Wirkliche Fakten für diese haltlosen Anschuldigungen sucht man in dem Artikel vergebens, es wird ausschließlich die Moralkeule geschwungen, die neue Präzisionswaffe des deutschen Haltungsjournalismus. Und die Leser, die auch noch dafür bezahlen dreist angelogen zu werden, bemerken diese Tatsachenverdrehungen in den meisten Fällen noch nicht einmal.
Was sagen die Afrikaner?
Deutsche Medien berichten nicht darüber, was die Vertreter der Afrikanischen Union über ihren Präsidenten Sall immer wieder wiederholen. Am 9. Juni 2022 sagte Sall gegenüber dem französischen TV-Sender France-24:
„Was den Zugang zu russischen Produkten angeht, so haben wir in der Afrikanischen Union mit Problemen in Verbindung mit den SWIFT-Sanktionen zu kämpfen. Da unsere Banken größtenteils mit europäischen Banken verbunden sind, können sie nicht wie üblich zahlen. Mit anderen Ländern, wie zum Beispiel China, betreibt Russland weiterhin Handel, sogar mit den USA. Es liefert Gas nach Europa. Aber wir können das wegen des Zahlungssystems nicht“
Sall gab nicht den Russen die Schuld an dem Desaster, sondern verwies auch auf die Sanktionen gegen russische Firmen aus der Düngemittel- und Getreidebranche. Die Europäische Union bekam dabei auch ihr Fett weg, denn, so Sall:
„Das Ergebnis ist, dass wir einerseits einen militärischen Konflikt haben, der diese Situation geschaffen hat, und andererseits die Folgen der Sanktionen. Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern müssen wir einen Weg finden, diese Probleme zu beseitigen, um den Markt zu normalisieren und die Versorgung mit Getreide, vor allem aber mit Düngemitteln, sicherzustellen“
Die EU habe sich die damit verbundenen Probleme selbst geschaffen, denn in den kommenden Jahren wird sich die globale Hungersnot enorm verschärfen und „die Realität ist, dass, wenn wir vor der Regenzeit keine Düngemittel bekommen, wir in den meisten afrikanischen Ländern keine Ernte einfahren können. Es gibt bereits Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Weizen und wenn die Landwirte vor Ort nicht anbauen können, wird es zu einer sehr ernsten Hungersnot kommen, die den Kontinent destabilisieren wird“.
Düngemittel aus Russland und auch aus Weißrussland machen knapp 40 Prozent des weltweiten Marktes in dieser Branche aus und die werden von Brüssel sanktioniert und sind somit nicht mehr verfügbar. Dabei den Russen zu unterstellen, dass sie den Hunger als Waffe einsetzen würden ist an Zynismus kaum zu überbieten. Sollte es eine Hungersnot geben, dann hat die EU die daraus resultierenden unzähligen Opfer auf dem Gewissen und nicht Moskau. Zudem werden sich auf Grund der kommenden katastrophalen Lage weitere Millionen Flüchtlinge aus gutem Grund auf den Weg nach Europa machen, die Anzahl der innerstaatlichen Konflikte in Afrika wird steigen und die EU wird es mit einem riesigen Problem der inneren Destabilisierung zu tun bekommen.
Lukaschenko mit deutlichen Worten
Der Präsident von Weißrussland Lukaschenko sprach am 10. Juni 2022 mit Putin über die Vorwürfe aus der EU und sagte:
„Warum hören wir uns das an und entschuldigen uns, geben wir ihnen doch die Transportwege. Putin sprach kürzlich in einem Interview unter anderem über den Transport über Weißrussland. (…) Das Einzige, was ich zu ihm sagte, war: ‚Hör mal, Mariupol ist befreit, Berdjansk ist befreit, das sind gute Häfen am Asowschen Meer‘ Ich sagte: ‚Schlag denen das vor.‘ Und die Russen haben es angeboten. Es gibt schon sieben Transportwege für die Getreideexporte – nehmt es! Mehr als ein Monat ist vergangen, aber niemand holt irgendetwas aus der Ukraine.“
Für Lukaschenko ist das Vorgehen des Westens eine Einmischung in die Angelegenheiten von Getreide aus der Ukraine und zwar mit dem Ziel, die betroffenen Staaten gegen Weißrussland aber vor allem gegen Russland aufzuwiegeln. Dabei fand der weißrussische Präsident deutliche Worte, vor allem gegen die Vereinigten Staaten:
„Die Amerikaner können nicht die ganze Welt organisieren und sie gegen Russland und Weißrussland aufbringen. Besonders viel Mühe geben sie sich in Lateinamerika, Afrika und Asien. Nun, das hat nicht geklappt. Sie brauchen etwas, das diese Menschen triggert, und so haben sie das Thema Hunger aufgebracht. Die USA wollen den Rest der Länder durch diese universelle Hungersnot organisieren, um Russland, und damit auch uns, zu bombardieren.“
Letzten Endes geht es dem Westen darum, das Märchen der russischen Schuld an der Hungerkrise bei den Menschen in den betroffenen Ländern, vor allem in Afrika und Asien in die Gehirne zu pflanzen, damit die dortigen Regierungen sich an den wilden Sanktionsplänen gegen Moskau beteiligen. Denn es ist bei weitem nicht so, dass, wie in den hiesigen Medien und auch in der Politik immer wieder behauptet wird, sich die ganze Welt gegen Russland verbündet hat. Von den knapp 190 Ländern der Vereinten Nationen haben sich gerade einmal gut ein Drittel dem Wirtschaftskrieg gegen Russland angeschlossen, zwei Drittel, das heißt circa 130 Staaten machen bei dem Irrsinn nicht mit. Darunter die beiden bevölkerungsreichsten Nationen Indien und China, die zusammen schon auf gut drei Milliarden Menschen kommen aber auch die sonst, den USA so hörigen arabischen Staaten am Persischen Golf und auf der Arabischen Halbinsel, unter anderem Saudi-Arabien. Die Frage, die man sich also stellen muss ist, ob der "Wertewesten" wirklich Russland isoliert oder ob er sich durch sein Vorgehen doch eher selbst von der übrigen Welt abschirmt.
Quellen:
(1) http://kremlin.ru/events/president/news/68571
(2) https://tass.ru/mezhdunarodnaya-panorama/14849881
(3) https://tass.ru/mezhdunarodnaya-panorama/14853443
(4) https://tass.ru/mezhdunarodnaya-panorama/14859373
(6) http://kremlin.ru/events/president/news/68564
(7) https://www.france24.com/en/