Selenskijs (Un)beliebtheit in Afrika: Nur vier von 55 Staatsoberhäuptern hörten seine Rede an
Bei einem virtuellen Treffen der Staatsoberhäupter der Afrikanischen Union hörten Anfang dieser Woche von 55 eingeladenen Politikern nur vier dabei zu, was der ukrainische Präsident ihnen zu sagen hatte. In Afrika scheint Selenskji nicht wirklich gut anzukommen.

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Bei einer virtuellen Konferenz der afrikanischen Staatsoberhäupter Anfang dieser Woche folgten lediglich vier von 55 geladenen Politikern dem Aufruf des ukrainischen Präsidenten Selenskji. Die meisten Staaten der Afrikanischen Union schickten einige ihrer Minister oder Diplomaten zu der Sitzung, selber wollten die meisten Oberhäupter der afrikanischen Länder von Selenskji aber nichts hören. Es herrschte reges Desinteresse an den Ausführungen des Ukrainers.
Besprochen werden sollte die aktuelle Konfliktsituation in der Ukraine und Afrikas geopolitische Rolle in der Welt. Die einzigen Staatsoberhäupter die daran teilnahmen, waren der Vorsitzende der Afrikanischen Union Macky Sall und der Chef der Kommission der Afrikanischen Union Moussa Faki Mahamat. Macky Sall als Chef der Union musste zwangsläufig teilnehmen, verhielt sich aber alles andere als euphorisch.
Ebenfalls dabei war der Kongolese Denis Sassou N`Guesso und wohl auch der Präsident der Elfenbeinküste Alassane Ouattara. Südafrika, Algerien, Nigeria, Ägypten und die Demokratische Republik Kongo schickten lediglich Minister und Diplomaten. Auch Libyen entsandte den Vorsitzenden des Präsidialrates aber nicht den Präsidenten selbst.
Hintergrund für die Abwesenheit der meisten afrikanischen Staatsoberhäupter ist die neutrale Einstellung der afrikanischen Länder gegenüber dem russisch-ukrainischen Krieg, Macky Sall der Chef der Union traf sich noch Tage vorher mit Russlands Präsident Putin. Auf seinem Twitter-Account äußerte sich Sall zu dem Treffen:
„Afrika bleibt der Achtung der Regeln des Völkerrechts, der friedlichen Lösung von Konflikten und der Handelsfreiheit verpflichtet.“
Auch der Vorsitzende des libyschen Präsidialrates Mohammmed el-Menfi twitterte dazu:
Selenskjis Ziel, mit der Online-Konferenz die Afrikaner als Unterstützer mit ins Boot zu holen hat augenscheinlich nicht funktioniert, die überwiegende Anzahl der Afrikaner blieb dem Treffen fern und alle anderen waren nicht gerade von den Ausführungen des ukrainischen Präsidenten überzeugt. Selenskji versuchte zwar, die Anwesenden von der drohenden Nahrungsmittelkrise zu überzeugen und beschuldigte dafür Russland aber auch das konnte die Teilnehmer nicht wirklich beeindrucken. Natürlich sagte Selenskji nicht, dass die Ukraine erst dann Getreide aus dem Land lässt, wenn der Westen die geforderten Waffen liefert aber das wissen die Afrikaner sicherlich ohnehin schon. Der Ukrainer betonte zwar, dass die Rückgabe der ukrainischen Getreidebestände seitens Russland und auch die fehlenden Düngemittel für Afrika höchste Priorität hätten und "Afrika in Wirklichkeit eine Geisel" sei, und zwar "eine Geisel derer, die den Krieg gegen unseren Staat begonnen haben".
Überzeugt hat der ukrainische Staatschef die Afrikaner damit allerdings nicht, denn die wissen, dass die Nahrungsmittelkrise in erster Linie auf westliche Sanktionen gegen Russland zurückzuführen ist. Daher fordern die Staaten der Afrikanischen Union auch die Beendigung dieser unsäglichen Maßnahmenpolitik gegen Moskau. In einigen afrikanischen Staaten ist die Unterstützung für die russische Militäroperation groß und viele afrikanische Länder hoffen auch, dass Russland sie in Sachen Verteidigung und Sicherheit unterstützen wird, denn vom Westen wurden sie dahingehend jahrzehntelang ausgebeutet und vernachlässigt.
Russlands Ambitionen in Afrika sind durchaus nicht irrelevant, auch wenn der Mainstream das nahezu durchgehend verschweigt. Die Afrikanische Union hofft auf russische Hilfe in der Terrorbekämpfung und bei der Ernährungssicherheit, von der Ukraine erwartet man in Afrika eher nicht so viel. Das virtuelle Treffen hat deutlich aufgezeigt, dass Afrikas Interesse am Westen nahezu nicht mehr vorhanden ist, doch hierzulande kam in den Mainstreammedien die Nichtteilnahme der afrikanischen Staatsoberhäupter an der Konferenz nicht vor. Zu groß wäre die Blamage für Selenskji und zu offensichtlich das damit zerstörte Narrativ der "demokratischen" Ukraine und dem vermeintlichen Beistand aus aller Welt für Kiew. Für Afrika bietet eine Zusammenarbeit mit Russland deutlich mehr Vorteile als mit dem "Wertewesten" und Selenskji muss seine, von PR-Agenturen gelernte Manipulation wohl vorerst woanders betreiben.
Quellen:
(1) https://lejournaldelafrique.com/de/les-presidents-africains-boudent-volodymyr-zelensky/
(4) https://medafricatimes.com/26333-a-wide-range-of-support-for-russia-in-africa.html
(5) https://www.the-star.co.ke/news/africa/2022-06-22-how-russia-has-outflanked-ukraine-in-africa/
(6) https://news.walla.co.il/item/3504161