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Mainstream-Medien in der Corona-Krise: Studie belegt Regierungsnähe

Aktualisiert: 24. Dez. 2021

Zwei Studien untersuchten jüngst die Rolle der Mainstream-Medien in der Corona-Krise. Diesen wurde oft vorgeworfen, unkritisch und regierungsnah zu berichten. Die Studien belegen das zwar, sehen darin aber kein Problem.


Unreflektiert und unkritisch hätten die Medien die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Virus begleitet. So jedenfalls lautete in der Vergangenheit ein häufiger Vorwurf gegenüber den Redaktionen. Stramm auf Regierungslinie zu sein hätte während der Pandemie viele gesellschaftliche Probleme und Verwerfungen mit sich gebracht. Bisher wurde dieser Vorwurf nicht wissenschaftlich belegt. Jetzt haben allerdings zwei von der Rudolf-Augstein-Stiftung geförderte Studien genau diese Einseitigkeit in den Mainstream-Medien belegt.


"Welche Schlüsse ziehen Medien, Wissenschaft und Politik aus der Corona-Krise?" lautete der Titel der Veranstaltung auf der die Autoren ihre Studienergebnisse vorstellen durften. Elf Mainstreammedien, darunter unter anderem die Welt, Spiegel, Bild, FAZ und Süddeutsche Zeitung wurden unter dem Motto "einseitig, unkritisch, regierungsnah?" untersucht. Auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten des ZDF und der ARD wurden unter die Lupe genommen. Insgesamt wurden knapp 5000 Beiträge im Zeitraum April 2020 bis April 2021 ausgewertet.


Die Forscher der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und der Ludwigs-Maximilian-Universität München zeigten dabei auf, dass die Redaktionen der betroffenen Medien nicht neutral waren, sondern vielmehr durch Warnungen die Bevölkerung in eine bestimmte Richtung lenken wollten. Die Journalisten waren laut der Studie nicht "einfache Beobachter und Vermittler von Geschehnissen" sondern sahen in ihrer Arbeit eine "erhebliche Mitverantwortung für den weiteren Verlauf der Pandemie und deren Wahrnehmung." Die Arbeit der Presse war einseitig, Regierungsnähe- und Kritik verschwammen fast gänzlich. Laut den Wissenschaftlern lag der Fokus in der Berichterstattung einseitig auf der Bekämpfung der Pandemie. Sie schreiben:


"Sie war regierungsnah, weil die Medien, ähnlich wie die Politik, überwiegend für harte Maßnahmen plädierten. Sie war zugleich aber auch regierungskritisch, weil den Medien diese Maßnahmen oft gar nicht hart genug erschienen oder zu spät kamen. Die positiven Folgen für die Gesundheit dominierten die mediale Diskussion eindeutig, negative wirtschaftliche Folgen (und damit Argumente gegen harte Maßnahmen) traten deutlich zurück. Negative gesundheitliche Folgen der Maßnahmen wurden im gesamten Untersuchungszeitraum praktisch nicht thematisiert."

Zu Beginn der Krise, als noch niemand wirklich wusste was passieren würde, erschien diese Art der Berichterstattung noch angemessen. Doch auch im weiteren Verlauf der Pandemie änderte sich daran herzlich wenig. Soziale Folgen und sonstige Kollateralschäden in der Bevölkerung wurden nur nachrangig behandelt.


Klassische Qualitätskriterien der Berichterstattung wurden angesichts der kritischen und lebensbedrohlichen Lage für die Menschen außer Kraft gesetzt. Zusammen mit Wissenschaft und Politik unternahmen Medien demzufolge alles um zu einer Lösung des Problems beizutragen.


Auch der Dauergast in deutschen TV Talkshows Karl Lauterbach kam in der Studie vor. So ersetzte er demzufolge in der sogenannten zweiten und dritten Welle vermehrt namhafte Virologen. An seiner Expertise kann das allerdings nicht liegen sondern vielmehr weil "viele Medien dessen harte Linie im Kampf gegen die Pandemie kannten und schätzten."


Allein bei Will, Illner und Plasberg war Lauterbach zwischen Januar 2020 und Juni 2021 22mal zu Gast. Dazu kommen noch Sendungen wie Markus Lanz, die allerdings nicht in die Studie eingearbeitet sind. Lauterbach war also offensichtlich ein häufiger und gern gesehener Gast in den Formaten der Öffentlich-Rechtlichen. Andere Politiker folgen erst mit weitem Abstand. 68 Prozent aller Gäste bewerteten laut der Studie die Anti-Corona-Maßnahmen als positiv, viele von ihnen waren Entscheidungsträger in den Bundes- und Landesparlamenten, wie zum Beispiel Markus Söder oder Olaf Scholz.


"Vertreter*innen von Bundes- und Landesregierungen stellen die Maßnahmen dabei im ganzen Jahr 2020 praktisch unisono als genau angemessen dar; Kontroversen werden dagegen von Vertreter*innen aus Parteien und Fraktionen ohne Regierungsämter eingebracht, wobei innerhalb dieser Kategorie Vertreter*innen von SPD, Grünen und Linken die Maßnahmen eher für unzureichend halten; Vertreter*innen der FDP eher für zu weitgehend."

Laut den Autoren kam vermehrte Kritik an den Maßnahmen erst im Laufe diesen Jahres auf und das vor allem aus dem Lager der Journalisten und der einfachen Bürger. Nur noch knapp die Hälfte dieser Menschen sieht das Handeln der Politik als gerechtfertigt an. Politiker selber, sowie die eingeladenen Wissenschaftler in den Sendeformaten betrachten die Herangehensweise in der Pandemiebekämpfung positiv. Über 70 Prozent befürworten die Schutzmaßnahmen oder verlangen sogar noch eine härtere Gangart.


Ein Problem an der einseitigen Berichterstattung der Mainstreammedien sehen die Verantwortliche der Studie allerdings nicht.


Quellen:


(1) Studie-Einseitig-unkritisch-regierungsnah?-Reinemann-Maurer-Kruschinski (rudolf-augstein-stiftung.de)

(2) Studie_Corona-Sprechstunde_Faas.indd (rudolf-augstein-stiftung.de)

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