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Der Journalismus dankt ab - lange lebe der Journalismus



Haltungsjournalismus ist die neue Mode unter den Schreiberlingen der Neuzeit. Besonders zu beobachten ist dieses Phänomen seit dem Beginn der Coronakrise, Anfang 2020. Doch auch schon vor diesem epochalen Ereignis, dass die Welt seit nunmehr einem Jahr fest im Griff hat, drifteten die Medien schon weit von den grundsätzlichen Normen des Journalismus ab.


Vier Stühle, eine Meinung: diese Zusammensetzung von Talkshows findet sich bei allen bekannten TV Moderatoren, egal ob im öffentlich-rechtlichen oder dem Privatfernsehen wieder. Lanz, Will, Maischberger oder Plasberg. Mittlerweile sind diese Sendungen nur noch durch die Häufigkeit der Auftritte eines Karl Lauterbach zu unterscheiden. Gesprochen wird meist über Nebensächliches, dringliche Probleme, die die Menschen wirklich bewegen, werden ausgeblendet und kaschiert.


Tagesschau Kommentatoren beleidigen Andersdenkende, erwarten von diesen aber durch abgepresste Zwangsgebühren auch noch durchgefüttert zu werden. Die klare, regierungstreue Linie bei ARD und ZDF ist weit und breit nicht zu übersehen. Haltung zeigen, heißt das Motto. Das sinkende Schiff wird nicht vor seinem endgültigen Untergang verlassen.


Sicher gibt es auch noch die echten, hinterfragenden und kritischen Journalisten bei den Öffis. Nur, entweder verstecken die sich zumeist oder sie werden von den Redaktionen einfach ausgebremst in ihrem Tun. Man wird es wohl nie erfahren.


Kommt dann doch einmal eine sogenannte Enthüllungsstory bei einem Mainstreamblatt zum Vorschein, dann ist das entweder ein Feigenblatt oder eben nur die halbe Wahrheit. Denn auch bei den Printmedien sieht es leider nicht besser aus, als im Fernsehen. Jedoch ist bei den Zeitungen und Zeitschriften seit Jahren ein massiver Rückgang der Auflagen zu beobachten. Die Konsumenten durchschauen das Spiel immer mehr.


Dass das alles in grauer Vorzeit einmal ganz anders war, bestätigt ein Leitsatz von Spiegel Gründer Rudolf Augstein zu seinen Redakteuren am 14.April 1953:


„Sie sind frei von jeder ihnen aufgezwungenen „Richtung“ und nur ihren Vorurteilen und Irrtümern unterworfen.“

Die Alliierten wollten Deutschland nach dem Krieg einen Journalismus nahebringen, der einer Demokratie würdig ist, unabhängig, fair und frei von staatlicher Gängelung. Dazu gehörten, die strikte Trennung von Bericht und Kommentar, die genaue Prüfung von Fakten, die Pflicht, die Gegenseite ausführlich zu Wort kommen zu lassen, das Zwei-Quellen-Prinzip zu nutzen und den Meinungspluralismus zuzulassen. Die Unvoreingenommenheit wurde zu einem verpflichtenden Kodex. All das hatte Augstein in nur einem Satz beschrieben.


Überholtes Ideal?


Spiegel Redakteur Philipp Oehmke kannte diese Aussagen von Augstein offenbar nicht. Er forderte vor einiger Zeit nämlich die Abkehr vom "überholten Ideal" des neutralen Journalismus:


„Statt vorgetäuschter Objektivität brauche moderner Journalismus in diesen Krisenzeiten klare moralische Ansagen."

Eigentlich ein absolutes Unding, aber in der stromlinienförmigen Welt der "Qualitätsmedien" ist diese Idee Oehmkes offensichtlich auf offene Ohren gestoßen. Die Aussage des Redakteurs ist zwar schon etwas her, man sollte sie sich aber von Zeit zu Zeit wieder in Erinnerung rufen.


Betrachtet man die Propagandamaschinerien von BILD, Spiegel, Süddeutscher und anderen, mit Oehmkes Forderung nach mehr Haltungsjournalismus im Hinterkopf, wird die Sache schlüssig:


Aus dem Gefühl moralischer Überlegenheit entscheiden diese neuen Journalisten darüber, welche Positionen nicht mehr zu Wort kommen dürfen, was toxische und gefährliche Inhalte sind. Vor der Berichterstattung wird gleichsam ein moralischer Filter angesetzt, der unterscheidet, zwischen gut und böse. Diese neue Art des Journalismus predigt Haltung, wo eigentlich Gesinnung gemeint ist. Eine Haltung unterliegt ständiger selbstkritischer Prüfung, eine Gesinnung nicht.


Gesinnung bedeutet, keine Diskussionsplattformen für verschiedene Meinungen mehr anzubieten. Gäste und Interviewpartner entsprechen ausschließlich dem Weltbild des Journalisten. Das erspart einem eine Menge Zeit und Mühe. Denn aufmüpfige Gesprächspartner sind anstrengend. Sie könnten einem ja Argumente liefern, die der eigenen Blase widersprechen. Dabei ist es ja gerade das, was Journalismus ausmacht - mit allen zu sprechen, auch mit denjenigen, dessen Meinung einem nicht passt.


In der aktuellen Krise wird die Gesinnung der einzelnen Redakteure teilweise sogar zu etwas noch viel schlimmerem; Opfer dieser rücksichtslosen Anprangerungen in so manchen Artikeln oder Sendungen werden regelrecht vernichtet. Vor allem wirtschaftlich. Kritiker von Maßnahmen verlieren ihre Lehraufträge an Universitäten, ihre Jobs, alternativen Sendern wie RT DE oder KenFM werden Konten gekündigt. Und auch die Zensurwelle der Socialmedia-Plattformen nimmt immer groteskere Züge an. So wurden vor kurzem in den USA, mehrere hundert Twitterkonten gelöscht, weil sie kritische Meinungen zur NATO vertraten.


Die Demokratie lebt von einer vielfältigen und freien Presse. Dazu gehören heute auch die Onlinemedien. Kehren wir wieder zum Journalismus zurück und behalten unsere Gesinnungen für uns.


Quellen:


(1) https://www.youtube.com/watch?v=Ua-aMjzgUKI

(2) https://www.youtube.com/watch?v=JcZquFucuHE

(3) New York Times: Die Zeit der Neutralität ist vorbei - DER SPIEGEL




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