Alles zurück auf "los"
Aktualisiert: 26. Jan. 2021
Kommentar
Lieber Herr Wagner,
Sie schäumen geradezu vor Begeisterung über den neuen US-Präsidenten, Joe Biden. Überhäufen ihn mit Vorschusslorbeeren, noch während seines ersten Tages im Amt. Ziehen Vergleiche mit Gary Cooper, Moses, ja sogar Jesus. Ihnen macht Sorgen, dass wir ihn "mit unseren Hoffnungen erdrücken würden". Er solle die Welt "wieder in Ordnung bringen, die Herrschaft des Rechts wieder herstellen." Sie bewundern "den alten Mann, wie er auf der Straße des Rechts vorwärts geht."
Nur, welche Straße des Rechts meinen sie genau? Die Straße, die gesäumt ist, von Korruptionsskandalen in der Ukraine? Oder die Straße, die gepflastert ist, von unzähligen toten Soldaten und Zivilisten, aus seiner Zeit als Senator von Delaware, beziehungsweise Vizepräsident unter Obama?
Vielleicht die Straße der tausenden Opfer in Ex-Jugoslawien, das von ihm völkerrechtswidrig bombardiert wurde? Oder die, der Millionen von Leichen im Irak, Afghanistan, Libyen und Syrien? Die Straße der Umstürze unzähliger, von den Völkern der jeweiligen Länder legitimierter Regierungen? Oder doch die Straße der späten, grässlichen Folgen von Uranmunition in Serbien, die noch heute Krebsleiden und Missbildungen bei Neugeborenen mit sich bringen?
Waffenindustrie ist auf dem richtigen Weg
Ich glaube, sie meinen die Straße des Rechts, der Waffenlobby und Rüstungskonzerne, trauen es sich nur nicht auszusprechen. Denn in einem Blatt wie der Bild, strickt man sich die Wahrheit gerne selber zurecht. Die Tatsache, dass nun auch Bündnispartner, wie zum Beispiel Deutschland wieder dazu angehalten werden, gefälligst ihre Militärausgaben zu erhöhen, werden sie in ihren Kommentaren in nettes Geschenkpapier verpacken und mit einem hübschen Schleifchen versehen. Es wird dann wieder heißen: "Nur zwei Prozent des BIP." Hört sich nicht dramatisch an. Wenn man aber bedenkt, dass Deutschland, trotz der Wirtschaftskrise immer noch eine der größten Volkswirtschaften der Welt ist, dann entsprechen zwei Prozent des BIP nicht nur dem Wert eines Kleinwagens. Wir sprechen hier von Milliarden von Euro, die nur dafür verwendet werden, Waffen anzuschaffen und das Militär aufzurüsten. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Bidens neuer Verteidigungsminister, General Lloyd Austin, dem Präsidenten den "richtigen" Weg weisen wird. Und der führt halt nun einmal nicht am "Militärisch-Industriellen-Komplex" vorbei.
Die "Straße des Rechts", die sie hier propagieren, wird direkt in neue Angriffskriege führen. Aber, sehr geehrter Herr Wagner, das sind leider Einbahnstraßen. "Kollateralschäden", durch Leid, Tod und Vertreibung sind nicht wegzuleugnen.
Herzlichst,
Ihre AntiBILD
Quelle:
(1) Post von Wagner - Betrifft: Joe Biden - Politik - Bild.de